Audio & VideoTestlabor

Edifier M60 im Test: Die kleinen mit dem guten Klang

Mit den Edifier M60 soll Hi-Res-Audio auf den Computer-Tisch kommen. Wir haben die kompakten Desktop-Lautsprecher einmal genauer unter die Lupe genommen.

Nein, das war nichts mit den Creative Pebble V3. Ich habe es einige Wochen versucht, und obwohl ich ihn grundsätzlich empfohlen habe, ist er nichts für mich. Also auf zum nächsten Versuch: Dem Edifier M60 2.0-Lautsprecher-System. Das habe ich mir besorgt und einmal genauer unter die Lupe genommen.

Nun ist Edifier ja für solide und günstige Lautsprecher bekannt. So gilt der Edifier 1280* derzeit als hervorragende Wahl für alle, die Computer-Lautsprecher brauchen – und genug Platz haben: Für deutlich unter 100 Euro kann man bei dem Paar nichts falsch machen. Allerdings sind die Dinger groß.

Dummerweise habe ich aber keinen Platz auf dem Schreibtisch. Mein Schreibtisch ist ein Behörden-Modell aus den 60er oder 70er Jahren, irgendwann vor Jahren einem dankbaren Rentner am Niederrhein für 5 Euro abgekauft und mit einem Helfer aus seinem Keller hochgeschleppt habe. Das "endlich ist es weg"-Monstrum besteht aus massivem Stahl und echten Holz und wiegt eine Tonne – aber leider auch nicht ganz im Standardmaß: Er ist kleiner und steht noch dazu frei im Raum. Kein Platz für dicke Lautsprecher.

Kleine Lautsprecher für den Mac Mini oder das Macbook

Auftritt Edifiers M60 2.0-Lautsprechersystem, 149,99 Euro teuer: Die kleinen Boxen mit der eleganten Optik sind technisch gesehen auf dem neuesten Stand: Neben einem USB-C-Anschluss besitzen sie Bluetooth 5.3 und natürlich einen Klinken-Anschluss. Zudem sind sie für Hi-Res-Audio spezifiziert, sagt Edifier, das Logo prangt auf der Packung. Dementsprechend wird auch Sonys LDAC-Codec unterstützt.

The Audio Engineering Society (AES), Consumer Technology Association(CTA) and Japan Audio Society (JAS) set 24-bit/96 kHz as the minimum requirement to fulfill the standard. – Wikipedia

Damit sollten sich die Lautsprecher also auch für die Wiedergabe von Hi-Res- beziehungweise Lossless-Musikdateien wie etwa von Apple Music oder Tidal eignen. Spoiler: Ich höre auf diesen Lautsprechern persönlich keinen Unterschied zwischen hochwertigen AAC-Dateien und Lossless-Dateien.

Damit – und mit ihrer Baugröße – qualifizieren sie sich natürlich als Lautsprecher Macs wie den Mac Mini, das Macbook oder den Mac Studio. Natürlich funktionieren sie auch an allen anderen Geräten, PCs, Smartphones, Tablets, aber auch Fernsehern oder DVD-Playern mit Bluetooth-, Klinken- oder USB-C-Anschluss, es dürfte also kaum ein Abspielgerät geben, das sich nicht mit den kleinen Edifier betreiben lässt.

Rechts alle Anschlüsse, links nur der Speaker: Die Edifier M60 sind gut durchdacht.

Schön anzusehen, guter Lieferumfang

Nach dem Auspacken fällt zunächst auf, wie kompakt die Boxen im Vergleich zu anderen vergleichbaren Systemen sind. Die Front jedes der beiden Lautsprecher ist kaum größer als ein aktuelles Smartphone. Damit passen die Lautsprecher problemlos auf meinen Schreibtisch. Praktischerweise liegen auch zwei Alu-Ständer für die Monitore bei.

Ein Haufen Kabel wird natürlich mitgeliefert: Neben Strom und dem wunderbar flexiblem Verbindungskabel ist ein kurzes USB-C-Kabel sowie ein Klinke-auf-RCA (RCA dann auf Seite des Lautsprechers) in der Packung.

Das Anschließen ist im Grunde selbsterklärend: Der rechte Lautsprecher enthält die Anschlusstechnik, die Steuerung und das Netzteil, der Linke wird nur an diesen angeschlossen. Anschließend wird der Strom eingesteckt und USB-C mit dem Rechner verbunden, und schon kann es losgehen: Das Edifier M60-System wird ohne weitere Software vom Mac Mini erkannt und kann in den Sound-Einstellungen ausgewählt werden: Zack, Musik am Mac Mini.

Klang: Gut, aber nicht sehr bassig

Doch wie klingen die kleinen Lautsprecher in der Praxis? Nun: Aus meiner Sicht sehr gut: Selbst schnelle Lieder aus dem Bereich Third-Wave-Ska, die ich gerne höre, und die die meisten Bluetooth-Speaker regelrecht quälen und dort (wie übrigens auch auf manchen niedrigpreisigen Regallautsprechern) üblicherweise zermatscht klingen, schaffen die kleinen Edifier. Und wer The Aquabats, The Hippos oder Catch-22/Streetlight Manifesto schafft, hat bei mir gleich einen Stein im Brett.

Was ich noch gerne höre? Nun: Hip-Hop, am liebsten aus Frankreich. Und ehrlich: Ja, auch hier klingen die Boxen grundsätzlich gut, weil schön differenziert. Mit einem großen Aber: Der tiefe Bass in Klassikern wie "Seine Saint-Denis Style" von Suprême NTM ist mehr eine Ahnung als ein echter Bass.

Ähnlich sieht es dann leider auch mit Stücken aus, die den tiefen Bass regelrecht feiern. Dafür nehme ich dann gerne – ja, ihr könnt mich jetzt doof finden – gerne den 2002er Hit "Cruisen" von den Stuttgarter Rap-Kapelle Massive Töne. Den Song findet Ihr sicher auf irgendeinem Sampler aus der Zeit, gut zum Soundcheck ist er allemal. Die Edifier M60 zeigen sich hier sehr mittenbetont, die Bässe schmieren nicht ab, sie sind nur nicht sonderlich dominant.

Bassige Indie-Musik wie von Grouplove oder The Submarines schaffen die kleinen Speaker kurioserweise besser. Hier springt die Bass-Schwäche nicht so massiv ins Ohr, was möglicherweise daran liegt, dass sie nicht so tief gehen wie bei so manchem Hip-Hop-Stück.

Bassschwäche, bauartbedingt

Die Bass-Schwäche der Edifier ist natürlich leicht erklärt: Die Dinger haben doch recht wenig Volumen, auch die kleinen 3-Zoll-Lautsprecher-Membranen und das Kunststoff-Gehäuse (ja, leider) dürften hier ihren Beitrag leisten. Es ist einfache Physik: Ohne Resonanzraum keine Resonanz – und damit schwacher Bass! Mit jedem Kubikzentimeter Volumen wachsen die Bass-Fähigkeiten. Daher sind die Edifier und auch in jeder Hinsicht grundsätzlich deutlich besser als etwa die Creative Pebble V3 – kosten aber auch das vier- bis fünffache.

Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass die Edifier M60 im Test immer gut klingen, selbst wenn man sie richtig laut dreht: Hier zermatscht nichts, die Mitten sind sehr gut ausgeformt, die Höhen klar, der Bass schwach, aber vorhanden. Damit eignen sich die Kleinen zum Beispiel als Monitore für Content-Producer, Youtuber oder Nutzer, die einfach Videos schneiden möchten. Denn der Klang ist, trotz schwachem Bass, sehr angenehm, da klirrt oder rumpelt nichts.

Das Edifier M60-System ist aber auch nicht als Krawallkiste, Bass-Bombe und Nachbarschaft-Austreiber für die nächste WG-Party gedacht, sondern als schlanker, eleganter Speaker für den Schreibtisch. Und hier liefern sie soundmäßig – etwa auch bei Spielen – ordentlich, wenn auch neutral ab. Auf dem Schreibtisch zählen aber ohnehin andere Qualitäten, guter Klang bei Zimmerlautstärke etwa. Und das können sie hervorragend.

Ein paar Worte zur Bedienung der Edifier M60

Die Bedienung der Lautsprecher ist übrigens etwas anders als bei anderen Lautsprecher-Systemen dieser Art: Edifier hat auf physische Schalter und Regler verzichtet, stattdessen gibt es ein Touchpanel auf der Oberseit des rechten Lautsprechers.

Die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig, aber schnell erlernt: Sobald sich die Hand nähert, wird ein Lautstärke-Plus-Minus sowie ein Ein-Ausschalter eingeblendet. Letzterer schaltet bei einfachem Druck die Modi durch: USB-C (rot), Klinke (grün), Bluetooth (blau). Dadurch können die Lautsprecher schnell zwischen bis zu drei Geräten durchgeschaltet werden.

Das Bedienfeld erscheint, wenn sich die Hand nähert, ansonsten sieht man nur die LED. Die LED scheint je nach Betriebsmodus rot, grün oder blau.
Das Bedienfeld erscheint, wenn sich die Hand nähert, ansonsten sieht man nur die LED. Die LED scheint je nach Betriebsmodus rot, grün oder blau.

Die Lautstärke-Regelung ist weder im USB-C, noch im Bluetooth- oder Klinkenmodus mit dem Mac gekoppelt: Man muss bei Inbetriebnahme also zunächst den Mac auf mittlere Lautstärke einstellen und anschließend die Edifier "justieren". Danach kann man die Lautstärke bequem am Mac regeln.

Anders – und für mich völlig unverständlich – sieht es bei der Verbindung zum iPhone/iPad aus: Hier sind Lautstärkeregelung von Edifier M60 und iPhone/iPad gekoppelt, sprich: Drückt man die Lautstärke-Tasten am Edifier, ändert sich auch die Lautstärke am Smartphone oder Tablet. Das ist vor allem bei gemischter Verwendung etwas lästig, weil das Smartphone die Mac-Justierung "überschreibt".

Apropos Bluetooth: Möglicherweise liegt es am Bluetooth-Standard oder am verbauten DAC der Lautsprecher, doch ich hatte den Eindruck, dass die Lautsprecher per Bluetooth am besten klingen – sowohl am Mac, als auch vom iPhone aus.

Optik: Absolut perfekt

Ja, ich weiß, dass Optik bei Lautsprechern eine eher untergeordnete Rolle spielt. Aber im Fall der Edifier M60 muss ich doch die Optik loben: Minimalistisch-reduziert, sehr schlank und die weichen Kabel lassen sich wunderbar an die richtige Stelle legen. Kurzum: Hier gibt es nichts zu meckern, außer dass bei dem Preis vielleicht Textilkabel drin gewesen wären. Apropos Preis: Der ist hoch – aus meiner Sicht zu hoch für das Gebotene. Wer die Edifier M60 im Sonderangebot für unter 120 Euro schnappen kann, dürfte aber zufrieden sein.

Die von mir genutzte schwarze Version fängt zudem jedes Stäubchen aus der Luft, ich empfehle daher den Kauf der weißen Version. Die dürfte genau so viel Staub fangen, aber den sieht man dann eben nicht so schnell 🙂

Edifier ConneX-App: Bleibt in Verbindung

Gut gelöst ist übrigens die Edifier-ConneX-App (AppStore-Link / PlayStore-Link) zur Steuerung der Lautsprecher: Die bleibt per Bluetooth verbunden, selbst wenn man die Speaker auf eine andere Quelle setzt. Hier gibt es einige Voreinstellungen, um den Klang per Regler zu verbessern, darunter auch den Bass.

Ich empfehle Euch, die App auf jeden Fall zu installieren und mit den Reglern herumzuspielen: Hier lässt sich noch einiges an Klang aus den M60 herausholen. Viel mehr Bass ist zwar nicht mehr drin, eine Erhöhung des Reglers für die tiefen Frequenzen kann aber eine deutliche Besserung bringen, wenn er gar zu schwach ist.

Fazit: Souveräne kleine Brüllwürfel mit gutem Klang

Die Edifier M60 konnten mich in der Praxis überzeugen: Die von mir bevorzugte Musik klingt hier sehr sauber und jederzeit solide und gut differenziert. Im moderaten Lautstärkebereich und bei einigen Musikrichtungen fällt auch die bauart-bedingte Bass-Schwäche nicht all zu sehr ins Gewicht.

Die Edifier M60 glänzen mit schickem Design und ihrer relativ kompakten Bauart. Durch sie und die praktischen mitgelieferten Ständer finden sie M60 auf jedem Schreibtisch Platz, auch wenn der knapp ist. Die flexiblen Anschlussmöglichkeiten machen die Lautsprecher zudem zu einem wahren Multitalent und machen am Mac Mini eine gute Figur. Der Preis ist allerdings recht gepfeffert, wobei es aber kaum vergleichbare Lautsprecher in diesem Preissegment gibt.

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Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

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